„Kommm in mein Boooooot“

 

Tag 1: Anfahrt nach Heiligenhafen

Freitag stand die Anfahrt auf dem Programm. Jens und Rüdiger mit dem Stadtmobil aus Karlsruhe. Martin und Thorsten per Flieger Stuttgart – Hamburg wo Eva und Tiemo die beiden dann aus München kommend abgeholt haben. Deren ausgelassene Stimmung am Flughafen konnte neben der enormen Vorfreude schnell der Playlist von Tiemo zugeschrieben werden, die von München an seit 8 Stunden in Dauerschleife lief. Kurzer Einblick: „Ruut sin de Ruuse: Live 2013“ – „Rammstein: Komm in mein Boot“ – „Ruut sin de Ruuse: 2009“ – „Justin Bieber: Boyfriend PARODIE“ – „Ruut sin de Ruuse: Concert 2003“.
Die Verteidigung von Tiemo, dass er lediglich schnell 200 seiner ca. 45.000 Songs per Zufall ausgewählt und kopiert hat führte uns aufgrund der vorliegenden Stichprobe zu der Erkenntnis, dass er mindestens 480 Versionen von „Ruut sin de Ruuse“ haben müsste…rein statistisch natürlich…so viel zur „Akademischen“ Seglergruppe. Für die Ohrwürmer war die Woche lang jedenfalls gesorgt.
Irgendwann gegen Mitternacht waren wir dann jedenfalls alle wohlbehalten an Bord der wunderschönen, zwei Monate alten First 35 „Sugar“.

 

Tag 2: Überführung nach Warnemünde

Am Samstagmorgen stand zuerst die Bootsübernahme und Proviantierung an. Letzteres lief Dank dem einmaligen Lieferservice des Charterzentrums Heiligenhafen super. Pünktlich um 8 Uhr kamen unsere vorbestellten Einkäufe am Boot an und wir konnten verstauen. Es zeigte sich schnell, dass der Platz auf unserem 35 Fußer mit sechs Personen und dem Proviant nicht gerade üppig bemessen war. Mit viel stopfen ging es dann aber doch. Die ganze Vorbereitungsaktion im Hafen wurde von herrlichem Ostsee-Sprühregen begleitet. Tiemo war also im Himmel – genau sein Wetter. Wir anderen trugen es mit Fassung und der Gewissheit einer deutlichen Verbesserung im Laufe des Tages.
Diese Verbesserung trat dann auch schon während der Navigation durch den Fehmarnsund ein, so dass wir eine herrliche Downwind-Strecke nach Warnemünde vor uns hatten. Also Gennaker hoch und los. 
Kurz vor dem Ziel in Warnemünde verhieß der Blick achteraus dann aber plötzlich nichts mehr so tolles. Der Himmel war erfüllt von einer heraneilenden, tiefschwarzen Front. Und so hatten wir schon am Überführungstag unser erstes kleines Match Race „Sugar gegen Front“ nach dem Motto „wer ist erster an der Marina“.
And the winner iiiiiis…FRONT:
 
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Nachdem wir das Boot bei Böen um 8 Bft und gelegentlichen Hagelschauern sicher in der Marina Hohe Düne in Warnemünder festgemacht hatten klarte es aber sofort wieder auf. Am Abend zogen wir dann aus zum Essen bzw. EM Viertelfinale schauen, trafen uns aber letztendlich wieder auf dem Boot um die flüssigen Vorräte (=Gewicht) für die Up & Downs am nächsten Tag zu reduzieren. 

 

Tag 3: Up & Downs

Da die Gewichtsreduzierungsaktion vom Vorabend äußerst erfolgreich war, ließ die Moral teilweise zu wünschen übrig. Merke für Regatten: fitte Segler vor Gewichtsreduzierung durch Flüssigproviantreduzierung. Trotzdem hatten wir unseren Spaß bei insgesamt zwei Up & Downs bei tollem Wetter, so dass der dritte Tag untern Strich gelungen war und wir am Abend in Ruhe auf die Mittelmole zur hanseboot Rund Bornholm Party spazieren konnten. Für Rüdiger und Thorsten wieder eine Gelegenheit zum rote-Hose-schaulaufen.
 
 
 
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Tag 4: Start zur hanseboot Rund Bornholm

Am Montagmorgen zogen Thorsten und Tiemo los zur Steuermannsbesprechung für die hanseboot Rund Bornholm. Nach kurzer Einführung durch den Commodore des Segelclubs Warnemünde übergab dieser an die Meteorologin und „Wetterfee“ vom DWD mit den Worten „vielleicht sollten wir uns mal nach einer neuen Wetterfee umschauen“. Das ließ schon nichts Gutes erhoffen. Und es kam noch viel schlimmer. Als die Dame vom DWD die Karte für Mittwoch aufrief (heißt: Bornholm gerade gerundet und auf Kurs WSW zurück nach Warnemünde) wurde es doch unruhig in der Halle. Vor lauter voll bestückten Windpfeilen konnte man kaum etwas erkennen. Da gingen die Zahlenangaben für die Böen fast unter, die sich bei genauerem hinsehen im Bereich von 10+ bis 12 Bft. befanden. Windrichtung West versteht sich – also voll gegenan. Die ratlosen Gesichter veranlassten den Regattaleiter schnell das Mikro an sich zu reisen und zu verkünden, dass die Regattaleitung auf Basis dieser Aussichten erst nochmal tagen müsse. Alles weiter würde um 12 Uhr per Funk durchgegeben, vorerst kein Auslaufen.
Tiemo und Thorsten machten sich also mit Hans vom anderen ASK Boot auf den Weg zurück, um die Lage mit allen zu besprechen. Während wir schon Alternativpläne schmiedeten meldete sich dann die Regattaleitung und kündigte eine Bahnverkürzung an. Als Wegpunkt wurde die Tonne Arkona nordöstlich von Rügen gewählt. So war sichergestellt, dass alle Boote es vor dem Sturm wieder sicher nach Warnemünde schaffen würden. 
Wir machten uns also zügig klar zum Auslaufen und eine Stunde später viel bereits der Startschuss bei schönstem Wetter und 6 Bft. von achtern. Unter Gennaker ging die Fahrt nach Nordosten ums Kap Darßer Ort und dann vorbei an Prerow und Hiddensee Richtung Tonne Arkona. Diese rundeten wir gegen 10 Uhr abends und entschieden uns dann für eine küstennahe Strategie für den ersten Teil des Rückwegs. Wie sich herausstellte genau die richtige Strategie. Aufgrund der geschätzten Gesamtzeit von ca. 24 Stunden fuhren wir keinen Wachplan sondern individuelle, bedarfsorientierte Schlafpausen. Die Wind- und Wetterbedingungen blieben herrlich bis kurz vor dem Ziel. Für die letzten 2 sm benötigten wir dann allerdings leider über 2 Stunden, da der Wind komplett einschlief. Dies bevorteilte natürlich die besser vermessenen Boote, die sich bereits im Ziel befanden. Nach der super Wettfahrt also leider ein sehr ärgerliches Ende. Dass es dann trotzdem für eine Platzierung im vorderen Mittelfeld reichte, hat uns umso mehr gefreut.
 
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Tag 5: The Storm

Die ursprünglichen Pläne am Mittwoch eventuell zum Starkwindtraining raus zu fahren wurden am Mittwochmorgen beim ersten Blick aus dem Niedergang sofort begraben. Eher hegten wir die Hoffnung, dass die Festmacher uns an Ort und Stelle halten würden und machten uns auf zum Hafentag nach Rostock. Den Abend ließen wir dann am alten Strom in einer sensationellen Bar ausklingen.
 

Tag 6: Rücküberführung

Nachdem sich der Sturm am Donnerstag gelegt hatte, machten wir uns auf zurück in Richtung Heiligenhafen. Da der Wind immer noch aus Westen und damit genau gegenan stand, machten wir einen Zwischenstopp in der Wismaer Bucht in der beschaulichen Marina von Boltenhagen. Für die fußballbegeisterten konnten die letzten Seemeilen nicht schnell genug gehen, schließlich stand das EM Halbfinale der deutschen Mannschaft an. 

 

Tag 7: Finish

Nach einem gemütlichen Abend in Boltenhagen – leider nicht von fußballerischem Glück gesegnet – machten wir uns am nächsten Morgen auf Richtung Norden, wieder durch den Fehmarnsund und nach Heiligenhafen. Pünktlich zur Bootsübergabe war dann auch wieder der Sprühregen zurück.  Wir packten also zügig die Autos und los ging es zurück gegen Süden. 
 
Nicht zuletzt durch die zahlreichen Ohrwürmer wird uns allen der Trip noch lange in Erinnerung bleiben. Klasse war‘s!!!
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Datum: 01.07.16 - 08.07.16
Revier: Ostsee
Skipper: Thorsten Schäuble
Boot: First 35
Crewstärke: 6
Start- & Zielhafen: Heiligenhafen
Typ: Langstrecke
Klasse: Fortgeschritten
Projektleiter: Julius Krause
Bericht: Thorsten Schäuble