Die letzte Herausforderung, das Fastnet Race

Bevor wir uns auf den Weg in das Startgebiet im Solent machen wird zuerst die Ausrüstung penibel durchgecheckt und leckere Crewrationen von beispielsweise Chili und Pasta Bolognese vorgekocht und tiefgefroren. Auf der Hinüberführung kann sich die Crew schon langsam auf die raueren Bedingungen in der Keltischen See einstellen. Auf Zick-Zack Kurs geht es durch gefühlt 6m hohe Wellen durch die sich immer weiter aufbauende Kreuzsee in der Straße von Dover. Jetzt kann uns nichts mehr überraschen und die Crew belohnt sich mit einem entspannenden Shoppingtrip im Outlet Center von Portsmouth direkt gegenüber von unserer Ausgangsmarina in Gosport (5).

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Jetzt geht das Pokern los, denn für den Start war null Wind angesagt. Glücklicherweise hat sich diese Befürchtung aber nicht bewahrheitet, denn nach und nach baut sich etwas Wind in der Vorstartphase auf, so dass wir durch Windfeldhopping mehr oder weniger flüssig in Richtung Needles segeln (6).

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In der ersten Nacht schläft der Wind, wie angesagt leider doch ein und unsere Versuche die Fahrt im Boot zu halten lassen sich im Track als gesegelter Vollkreis darstellen. Nach ca. einer Stunde Dümpelei baut sich wieder Wind auf der stetig zunimmt bis wir in der nächsten Nacht bei nach Aussage von mehreren anderen Regattateilnehmern bei Böen von über 50 Knoten im Schutze der Scilly Islands Richtung Fastnet Rock am Wind laufen. Die Crew hält sich wacker und wir schaffen es noch in der Dunkelheit den Fastnet Rock im gebührendem Abstand zu runden. Jetzt heißt es nur noch Spi ziehen und im Surf nach Plymouth, das Britische Pale Ale ruft. Hier zeigt sich einmal mehr das alles immer mehrere Seiten hat, denn da unser jüngstes Crewmitglied während der Starkwindphase die Koje gehütet hat, haben wir mitbekommen, dass sich auf Umweg über den gefluteten Ankerkasten ca. 300 Liter Seewasser über den Kabelkanal der Ankerwinsch ihren Weg in den Salon gefunden haben. Nach Freilegen der Drainage im Ankerkasten, die Fenderleinen hatten sich darin verfangen, und etwas Workout in Form von Pützen läuft unser Racer auch wieder mit dem bekannten Speed ins Ziel. Nach einem Kopf an Kopf Zieleinlauf lassen wir für den guten Platz im Mittelfeld erstmal die Champuskorken knallen bevor wir die Race Village entern. 

Dort treffen sich alle Crews um das Geleistete gebührend zu feiern. Aber der Sportsgedanke endet nie, so dass unsere Crew mit noch einmal an der Bar gegen unsere Mitstreiter antritt. Nach dem Trophäensammeln in Form von mehreren Stapeln Bierbechern liegen die Kontrahenten unter dem Tisch, so dass dieser Wettbewerb klar an die ASK Crew geht (7).

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Zur gleichen Zeit rumort in der Race Village dass sich die Wetterkapriolen vom Fastnet von 1979 wiederholen könnten und der Veranstalter drückt alle Daumen, dass es auch die letzten, in der Regel kleineren Boote der Flotte, noch rechtzeitig und unbeschadet in den Hafen schaffen. Ein gewaltiges Tief aus Westen ist im Anmarsch. Daher entschließen wir uns noch in der Nacht aufzubrechen, um möglichst viel Leeraum von der Front zu gewinnen um das Boot rechtzeitig an der Ostküste zurückgeben zu können. Diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn alle Boote die am nächsten Tag aufbrechen wollten wurden für vier Tage eingeweht, wir hingegen haben es vor Erreichen der Front nach Dover geschafft, wo wir trotz dem wohl mitunter besten Schutz alle englischer Häfen mitten in der Marina vor Topp und Takel noch kräftig Lage geschoben haben (8).

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Nach dem Durchlaufen der Front brechen wir zur letzten Etappe zum Ausgangshafen auf, geben das Boot termingerecht ab und kehren mit unvergesslichen Eindrücken und dem guten Gefühl eines der härtesten Fastnets der letzten Jahre gemeistert zu haben, zurück nach Hause. 

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(9): ASK-Crew v.l.n.r.: Thomas, Reinhard, Carsten und Dominic

P.S. … das letzte “echte Fastnet” endete zum 48. und letzten Mal vor Plymouth, einem wunderschönen kleinen Fischerort, dem letzten englischen Hafen vor dem nächsten Halt in der Karibik. Ab 2021 wird die Zielfahrt leider nach Cherbourg, Frankreich, gehen. 

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Datum: 28.07.19 - 11.08.19
Revier: Ost- und Südküste von England / Keltische See
Skipper: Dominic
Boot: Fast42
Crewstärke: 8
Starthafen: Cowes
Zielhafen: Plymouth
Zurückgelegte Seemeilen: 2000
Typ: Langstrecke
Beste ASK-Platzierung: 185/333
Klasse: Top-Event
Projektleiter: Dominic
Bericht: Crew