Karlsruher Segler auf dem Roten Felsen

An Pfingsten 2003 startete die ASK zum ersten Mal an der heimischen Nordseeküste zur bekannten Nordseewoche. Da wir unsere gecharterte „Business Wings“, eine Bénéteau First 40.7, von Fehmarn nach Cuxhaven überführen mussten, wurde aus der Überführung kurzer Hand ein Skippertraining. Die Überführungscrew segelte dabei die Yacht durch den bekannten Limfjord in Jütland und traf sich mit der Regattacrew schließlich in Cuxhaven. Nach dem Crewwechsel übte die Regattamannschaft bei Hochwasser vor Cuxhaven auf der Mellumplatte Manöver, und dabei wurde es manchmal zwischen den ein- und ausfahrenden Containerriesen besonders knapp.

Der Start unserer ersten Wettfahrt, Cuxhaven – Helgoland, musste am Samstagmorgen um 07:00 Uhr unter Spi gefahren werden, da die Richtung des Starts sowohl durch das Elbefahrwasser als auch dem vorherrschenden Südostwind vorgegeben war. Leider hielten wir uns anfangs etwas am Start zurück, auch deswegen, weil wir nicht mit dem auslaufenden Strom vorzeitig über die Startlinie getrieben werden wollten. Danach leitete uns unser Mitglied Thorsten Fastenau, der als Cuxhavener sozusagen mit jeder Krabbe dort oben per Du ist, von einer Elbetonne zur Nächsten, immer in Richtung Westen. Da bei wenig Wind von achtern und mitlaufendem Strom die Ruderwirkung sehr eingeschränkt war, kam es oft an den Fahrwassertonnen zu riskanten Manövern, die bei einigen von unseren Konkurrenten schief ging, mit der Folge, dass sie an den Tonnen an der falschen Seite vorbeifuhren.

Im Laufe des Vormittags schlief der Wind etwas ein, und wir merkten - wie der größte Teil des Regattafeldes- leider nicht, dass die Wettfahrtleitung inzwischen eine Bahnverkürzung vorgenommen hatte. Nichts desto trotz segelten wir konzentriert bis kurz vor Helgoland weiter. Ein hervorragender 9. Platz in der IMS 1-Wertung von 14 Startern lies uns dann wieder froh stimmen, insbesondere, nachdem wir auf dem Wettfahrtprotokoll lasen, dass wir die „Hexe“ von Norbert Plambeck verrechnet um eine Sekunde geschlagen hatten.

Der Klassiker unter den Wettfahrten der Nordseewoche ist die Regatta „Rund Helgoland“. Hier sind schon Legenden geschrieben worden. Der Start ist vor der Hafeneinfahrt und geht dann meist zur Luvkreuz Richtung Tonne Düne Süd. Danach geht es meist im Uhrzeigersinn am Hummerschutzgebiet entlang im großen Abstand um Helgoland und ihrer Nachbarinsel Düne herum. Zu Beginn hatten wir schönstes Regattawetter, und wir fühlten uns bei den sommerlichen Temperaturen wie auf dem Mittelmeer. Anfangs noch unter Spi segelnd, wurden dann auf der Nordseite von Helgoland die Kreuzstrecken zur taktischen Herausforderung. Doch aus der schwülen Witterung kam aus Westen stockdunkle Gewitterwolken auf das Regattafeld zu. An der Ostseite der Düne überrollte uns die Wetterfront derart, dass wir kurzer Hand entschlossen bis auf die Genau 4 das Großsegel herunterzunehmen, da wir nicht wussten, welche Windstärke in diese Front war. Beim Durchgang der Front konnten wir vor Regen und Gischt kaum noch den Bug der Yacht sehen. Glücklicherweise kamen wir mit dem Schrecken davon, und wir konnten, nachdem eine zu rundende Fahrwassertonne im Gischt ganz plötzlich vor uns auftauchte, die Wettfahrt korrekt beenden. Bei dieser Wetterfront mussten einige Yachten aufgeben. Wir beendeten die Wettfahrt als 11. von 18 Startern in der IMS 1 Gruppe.

Am Abend im Festzelt gab es dann für uns eine Überraschung: Der Gewinn des Mittelpreises der Regattagemeinschaft Nordseewoche in der IMS 1. Der Abend wurde entsprechend des Gewinns dann gefeiert.

Am kommenden Pfingstmontag blies es mit 7 bis 8 Bft. Hohe Wellen türmten sich vor Helgoland auf; kurz um, Rodeo war angesagt. Die Wettfahrtleitung lies sich nicht durch besorgte Funksprüche von Wettfahrtteilnehmern davon abbringen, die Regatta „Helogländer Acht“ anzuschießen. Sie meinte, es wäre ja eine Hochseeregatta für Hochseesegler und keine Kaffeefahrt. Allerdings verlegte sie die Wettfahrt auf die Leeseite der Insel Düne, und auf dem Begleitschiff der Marine, der „Bad Rappenau,“ konnte man die Matrosen mit grinsenden Gesichtern, hinsichtlich der Verrücktheit der Yachtis, an der Reling stehen sehen. Doch wir alle waren in unserem Element. Nachdem noch einige Yachten beim Anblick der aufgewühlten See vor der Hafenausfahrt abdrehten, waren nur noch die harten Regattasegler an der Startlinie. In der aufgewühlten See, mit ordentlich Welle beim Surfen von achtern, kämpften wir um jeden Meter bei durchschnittlich 7 Bft. Immer wieder ging es mit Reff 2 und Genua 4 gegenan, und bei der Rundung der Tonne Düne Süd wieder mit voll Karacho und Surf zurück. Hier wurde Schwerstarbeit geleistet, von wegen langweiliges Regattasegeln, das war Sport im höchsten Maß. Leider musste ein Konkurrent wegen einer Verletzung eines Crewmitglieds an Bord aufgeben. Am Ende dieses Regattarodeos belegten wir in der IMS-1 Gruppe den dritten Platz. Es war herrlich in den Zeitungen zu lesen, dass einige erfahrene Yachtcrews nicht gestartet waren und eine Karlsruher Crew den dritten Platz belegt hatte. Die „Cuxhavener Nachrichten“ bezeichneten die Regatta als grandios. Zitat: "Es wurde technisch sehr gut gesegelt und von allen Crews hervorragende Seemannschaft gezeigt", so Wettfahrtleiter Stefan Lehnert nach der Wettfahrt. Wenn man noch berichtet hätte, dass unser Crewmitglied Martin Stemmler diese Wettfahrt in kurzen Hosen gefahren ist, wäre wohl Kopfschütteln bei so manchem alten Seebären von der Nordseeküste die Folge gewesen.

Am Abend danach wurde dann in der Düne Süd, einer wohlbekannten Inselkneipe auf Helgoland, auf die Cuxhavener und Karlsruher Freundschaft angestoßen. Dabei wurde von einigen Crewmitgliedern die typische Wirkung des Eiergrogs vollkommen unterschätzt. Die Auswirkungen war derart, dass wir am nächsten Morgen drei Crewmitglieder hatten, die Blessuren davontrugen und einige, die erst so richtig bei Bewusstsein waren, als wieder die Kugelbake vor Cuxhaven auftauchte.

Trotzdem, schea wars!

 

Skipper: Olaf Kaspryk mit Crew: Friedbert Mathes, Thorsten Fastenau, Martin Stemmler (der mit der kurzen Hose), Ralf Seeland, Martin Kramp, Felix Meerman, Oliver Bülow, Astrid Kaspryk

Datum: 26.05.03 - 05.06.03
Revier: Nordsee
Skipper: Olaf Kaspryk
Boot: First 40.7
Crewstärke: 9
Starthafen: Fehmarn, Deutschland
Zielhafen: Cuxhaven, Deutschland
Zurückgelegte Seemeilen: 170
Typ: Up & Down
Beste ASK-Platzierung: 4 von 14 , Gewinner des Jubiläumspreises der RG Nordseewoche
Klasse: Fortgeschritten
Projektleiter: Ole
Bericht: Ole